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Pferde können nicht nicht kommunizieren

Aktualisiert: 17. Mai 2020

Pferde kommunizieren in erster Linie über Körpersprache. Soviel ist sicher jedem bewusst, der das hier liest. Aber wie genau sieht sie eigentlich aus die Körpersprache der Pferde und welche Bedeutung hat sie für uns Menschen, die wir mit Pferden umgehen? Wie genau sollen wir unseren Körper in der Kommunikation mit Pferden einsetzen? Monty Roberts hat den Join-up populär gemacht. Daraus habe auch ich in meiner Kindheit versucht zu lernen, wie ich den Körper drehen muss, um das Pferd einzuladen zu mir zu kommen. So richtig funktioniert hat das meistens nicht. Wahrscheinlich weil ich es nicht übers Herz gebracht habe, mein Pferd wirklich wegzujagen. Worauf es bei der Körpersprache wirklich ankommt und welche Details dabei alle relevant sind, hatte ich jedenfalls nicht verstanden. Aber es hat mich schon damals fasziniert und ich hätte mir gewünscht jemanden zu kennen, der es mir beibringen kann.


Neuerdings gibt es einen richtigen "Pferdesprache und -kommunikations Boom" und ich glaube wir Menschen haben inzwischen wirklich genug Wissen über Pferde, um ein friedliches, auf Kommunikation basierendes Zusammensein mit ihnen zu erleben. Leider stehen dem oft noch viele überlieferte Ängste und Glaubenssätze aus der Reiterwelt im Weg. Hierzu aber wann anders mehr... zurück zur Kommunikation. Pferde beißen nicht bloß vorne und hauen hinten, sondern sie kommunizieren mit ihren Artgenossen über verschiedene "Buttons" wie Sharon Wilsie (Sprachkurs Pferd) sie nennt, miteinander. Diese Buttons sind überall am Körper zu finden und nicht zu verwechseln mit Horsemanship-Buttons, denn sie sind angeboren bzw. von der Pferdemutter erlernt und nicht durch den Menschen konditioniert. Da ich den Begriff "Button" wegen der Belegung aus dem Horsemanship nicht so mag, nenne ich sie Kommunikationszonen. Wenn man als Mensch ein Verständnis und ein Gefühl für diese Kommunikationszonen entwickelt hat, dann merkt man einen deutlichen Unterschied in der Reaktion der Pferde im Vergleich zur Horsemanship Kommunikation. Pferde reagieren soft, unaufgeregt, verständnisvoll. Und irgendwie ....natürlich. Es fühlt sich richtig an und man hört die Pferde denken "Na endlich hat sie es verstanden. Endlich mal eine klare Information...!" Es ist ein großartiges Erlebnis Schüler und Schülerpferde dabei zu begleiten diese Erfahrung zu machen. "Es sind diese Momente die süchtig machen" sagen meine Schüler und so geht es mir auch. Es ist so sanft, so leicht, so..... pferdisch.


Körpersprache, so weiß ich heute, hat viele Ebenen. Sie beinhaltet bewusste Atmung, ein Verständnis von Raum und Körperpositionen, das Modulieren von Energie, fokussierte und weiche Augen und vieles mehr. Laut dieser Studie hier können Pferde erkennen und sich daran erinnern, ob Menschen lächeln oder nicht.


PRAXIS TIPP

Das nächste Mal, wenn du dein Pferd triffst, halte einen Moment vor der Box oder dem Auslauf inne. Werde präsent und stelle dir vor deinem inneren Auge vor, was du heute zur Begrüßung tun wirst: Wenn dein Pferd auf dich zu kommt, strecke ihm die Fingerknöchel deiner weichen Faust entgegen und atme entlang deines Arms ein sanftes Begrüßungspusten in Richtung seiner Nüster. Beuge dich dabei ein wenig nach vorne und stoppe, wenn nötig die Bewegung deines Pferdes ab, in dem du einen Schritt auf das Pferd zugehst. Es ist wichtig deutlich zu machen, dass du ein Verständnis von deinem persönlichen Raum hast und die Blase um deinen persönlichen Raum schützt . Du entscheidest, wann das Pferd in diesen Raum eintreten darf. Die meisten Pferde bleiben bei dieser Bewegung sofort stehen und nehmen dankbar Kontakt mit deinen Fingerknöcheln auf. Sofern dein Pferd interessiert ist, wiederhole den Knöchelkontakt dreimal. Die letzte Berührung sollt dabei am längsten ausfallen. Du berührst mit deiner Faust (der menschliche Ersatz der Pferdenase) die Begrüßungszone des Pferdes (unterhalb der Nüster). Dies ist auch über die Boxentüre hin möglich. Biete auch zwischen der Arbeit oder beim Führen deinem Pferd immer wieder den Kontakt mit deinen Fingerknöcheln an. Dies ist entweder zu verstehen, wie ein "kurzes Hallo", oder gibt dem Pferd Sicherheit, dass du da bist und für es sorgst. Wie intensiv die Pferde diesen Kontakt suchen ist sehr unterschiedlich. Meine Stute Plume ist regelrecht süchtig danach. Ich kann ihr damit sehr viel Sicherheit geben und seit ich das praktiziere, stupst sie mich auch nicht mehr einfach von der Seite an. Ich habe daraus geschlossen, dass dieses Verhalten, das ich vorher als Unhöflichkeit eingeordnet habe, ihrer Unsicherheit geschuldet war und sie einfach Kontakt gesucht hat, ohne zu wissen, wie das mit Menschen am besten geht. Wie verhält sich dein Pferd, wenn du es pferdisch begrüßt?




LESE TIPP

Sharon Wilsie- Sprachkurs Pferd. Die Begrüßung mit den Fingerknöcheln ist ein Teil des Begrüßungsrituals


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